Familie M. Aus K. am R. sitzt mit ihrem gerade abgeholten Welpen, nennen wir ihn Findus, im Auto auf dem Rückweg nach Hause. Der kleine putzmuntere Schatz sitzt auf dem Schoß der frisch gebackenen Hundebesitzerin Frau M. Herr M. Fährt das Auto. Auf der Rückbank liegt ein Sack Welpen-Trockenfutter und eine Kuscheldecke von den Wurfgeschwistern, damit der Kleine sich die erste Zeit an seine Hundefamilie erinnern kann.
Zu Hause angekommen, erkundet der Kleine alles neugierig. Im Garten spielt er mit einer Blume und versucht tollpatschig einen Schmetterling zu fangen. Der Nachbar von Familie M., Herr S. beobachtet alles und meint: „Was für ein liebenswerter kleiner Kerl. Waren sie denn schon beim Tierarzt zwecks Kontrolle?“ Ratlos schauen sich Herr- und Frau M. An und schütteln beide betreten mit dem Kopf. Mutig fragt Frau M: Nein wieso denn? Ihm geht es gut und wir haben ihn gerade erst abgeholt.“ Herr S.: „Na wegen der Vorsorge. Der Hund muss schließlich auch geimpft und entwurmt werden. Sonst wird er richtig krank und schleppt Parasiten ins Haus.“
Etwas verunsichert bedanken sich Herr und Frau M. und ziehen sich mit dem kleinen Welpen ins Haus zurück. Müde von dem anstrengenden Tag, schläft der kleine Hund sofort ein, während seine Besitzer etwas angekratzt vor dem PC brüten. Nachdem sie alles zum Thema Welpen-Vorsorge gelesen haben, beschließen sie gleich für Montag einen Termin mit einem Tierarzt zu vereinbaren. Bis dahin genießen sie das Wochenende mit ihrem kleinen, verspielten und putz munteren Welpen.
Die gleiche Aktion hat sich in der Nacht noch dreimal wiederholt, also fahren alle am nächsten Morgen in die Tierarztpraxis. Frau Dr. Z. wundert das alles überhaupt nicht, schließlich wurde ja mit dem Entwurmen viel zu spät angefangen. „Der hätte von vorne herein richtig entwurmt werden müssen“, sagt sie. „Er bekommt nun ein Antibiotikum zur Vorbeugung gegen eine Darmentzündung und was gegen die Schmerzen. Zusätzlich bekommen sie ein Probenröhrchen, mit dem sie 3 Tage Kot sammeln. Diesen untersuchen wir dann auf Giardien. Ich gebe ihnen noch ein Spezialfutter mit. Eine spezielle Schonkost, die sie nur beim Tierarzt bekommen“.
Glücklich, dass ihrem kleinen Hundekind geholfen wurde, verlässt Familie M. nun die Praxis. Drei Tage später liefert Frau M. die Kotprobe in der Praxis ab und dem Welpen wird die zweite Injektion Antibiotikum gespritzt. „Wie geht es denn unserem Patienten heute?“ fragt Frau Dr. Z. „Besser, die Haufen sind weniger geworden und nicht mehr ganz so dünnflüssig wie am Anfang“, antwortet Frau M. Zufrieden mit dem Ergebnis nimmt die Tierärztin die Kotprobe entgegen und bringt sie ins Labor. Frau M. nimmt im Wartezimmer Platz. Nach einer Weile wird sie von der Tierärztin wieder aufgerufen. Im Sprechzimmer erklärt sie Frau M. dass der Kleine Giardien habe und er nun noch ein Mittel dagegen bekommt. Frau M. ist einverstanden. Schließlich soll es Findus bald besser gehen. Zu Hause gibt sie ihm das Mittel zusätzlich zum Antibiotikum für 5 Tage. Langsam erholt sich der kleine Hund, aber so richtig gut ist es noch nicht. Seine Haufen sind immer noch breiig, manchmal wie Pudding. Das erzählt sie auch der Tierärztin beim nächsten Termin zur Folgeimpfung. Während sie die Impfung aufzieht, winkt sie ab und sagt: „Frau M, das dauert eben seine Zeit. Machen sie weiter mit der 14 tägigen Entwurmung und in 14 Tagen machen wir nochmal eine Kur mit dem Giardien-Mittel“.
Sobald Frau M. mit Findus wieder zu Hause ist, zieht er sich in sein Körbchen zurück und wird wieder die nächsten Stunden nicht gesehen. Frau M. beschleicht langsam ein komisches Gefühl. Als Herr M. am Abend nach Hause kommt, rennt Findus nicht wie gewohnt zur Tür und begrüßt ihn, wie sonst jeden Abend. Dieser wundert sich sehr und Frau M. erinnert ihn an die heutige Impfung, die ja stattgefunden hat und dass sein Immunsystem wohl wieder arbeitet.
Am nächsten Morgen ist Findus zwar immer noch etwas wackelig, aber deutlich munterer. Frau M. entdeckt, dass er sich auffällig oft an der Impfstelle kratzt, denkt sich aber nichts dabei. So vergehen weitere 4 Wochen bis zur nächsten Impfung. Zwischendurch wurde fleißig weiter entwurmt. Das Futter wurde mittlerweile auf das von der Tierärztin empfohlene Trockenfutter umgestellt, mit dem die Praxis auch selber wirbt. Alles scheint wunderbar zu laufen. Bis zu dem Tag, an dem Familie M. sonntags auf der Couch sitzt und sie feststellen, dass Findus sich ununterbrochen kratzt, benagt und leckt. Einige Stellen sind auch schon ganz schön rot. Als das Ganze auch über Nacht nicht aufhört, fährt Frau M. am nächsten Tag wieder zur Tierärztin, die ihm sicherheitshalber ein Kortisonpräparat spritzt. Der Juckreiz hört sofort auf, kehrt allerdings nach 5 Tagen zurück. Also die gleiche Prozedur nochmal. Nur, dass Frau M. diesmal Kortison-Tabletten und Antibiotikum-Salbe für 14 Tage mit bekommt. „Wenn es dann nicht besser wird, müssen wir uns mit dem Thema Allergie beschäftigen, sagt Frau Dr. Z. Soweit so gut, alles geht wieder seinen gewohnten Gang. Findus spielt, seine offenen Hautstellen heilen, eigentlich ist alles wie immer, bis Familie M. die Kortisontabletten absetzt. Drei Tage später kratzt sich Findus ununterbrochen. An manchen Stellen geht ihm das Fell bereits aus und er hat einen komischen käsigen Geruch bekommen. Hier denken Herr und Frau M. das erste mal sehnsüchtig an das Wochenende zurück, als Findus bei ihnen eingezogen ist und noch alles in Ordnung war.
Am nächsten Tag findet ein weiterer Besuch bei Frau Dr. Z statt. Sie bestätigt ihren anfänglichen Verdacht der Allergie. Findus bekommt nun ein hypoallergenes Futter, Tabletten gegen allergischen Juckreiz und wieder die Antibiotikum-Salbe. „Wegen der Sekundärinfektionen der Haut“, betont Frau Dr. Z. Gesagt, getan, Familie M stellt langsam das Futter um und Findus bekommt seine Tabletten. „Der Juckreiz ist etwas besser geworden, doch nun hat er wieder fürchterlichen Durchfall“ erklärt Familie M. Frau Dr. Z eine Woche später. Diese ist sichtlich betroffen und sagt: „Herrje, unser Sorgenkind. Ich befürchte fast es sind wieder die Giardien. Sammeln sie doch bitte noch einmal Kot über 3 Tage“ und drückt Herrn M. das Gefäß in die Hand. Diesmal jedoch ist dieser Befund negativ. Wie so viele andere Untersuchungen auch.
Durchfall und Juckreiz wechseln sich ab oder treten gemeinsam auf. Findus ist mittlerweile sehr dünn geworden und durch den ständigen Juckreiz sieht sein Fell aus wie ein Flickenteppich. Sein Geruch ist dementsprechend. Andere Hundebesitzer flüchten, wenn sie Findus sehen, aus Angst ihr eigener Hund könnte sich anstecken. Familie M. ist verzweifelt. Diverse Bäder und Diäten haben keine Linderung gebracht. Gestern erhielten sie endlich eine Diagnose für den Durchfall von Findus: IBD, eine chronische Darmentzündung unbekannter Ursache. Nicht heilbar und nur schwer in den Griff zu kriegen mit Spezialdiäten und Medikamenten.
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