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Tiere sind aus unserem Leben und Alltag nicht wegzudenken. Im Gegenteil – wir erleben sie als Freunde, Familienmitglieder und treue Lebensbegleiter. Die Beweggründe, sein Leben mit einem Tier zu bereichern, sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. So entscheidet sich jemand, je nach Persönlichkeitstyp und Affinität, für Pferde, Hunde, Katzen oder auch exotische Tiere, wie Spinnen oder Schlangen. Doch sicher – da sind sich die meisten Tierhalter einig – haben Tiere eine bereichernde Gemeinsamkeit. Sie alle üben einen äußerst positiven Einfluss auf unser Befinden und die menschliche Psyche aus – besonders bei kranken Menschen, was immer mehr Studien und die tiergestützte Therapie bestätigen. Sogar vor Depressionen können Tiere schützen. Doch was ist das Besondere an ihnen, was uns Menschen hilft?
Tiergestützte Therapie und Traumabewältigung
Erste Erscheinungen der Tiertherapie finden wir im 19. Jahrhundert, wo Tiere bereits für Epileptiker eingesetzt wurden. Ihre offensichtliche, besonders beruhigende und lösende Wirkung auf den Menschen wurde damals zu Heilzwecken genutzt. Heute finden wir bevorzugt Tiere wie Hunde, Pferde, Alpakas, Katzen, jedoch auch Delphine, Kaninchen oder Meerschweinchen für Therapiezwecke im Einsatz. Insbesonders für traumatisierte Kinder und Jugendliche oder ältere Menschen kommen Therapietiere zum Einsatz. Sehr gefragt ist die Tiertherapie auch für Menschen mit körperlichen und seelischen Einschränkungen oder psychisch belasteten Menschen.
Allgemeine Verbesserungen im Rahmen einer tiergestützten Therapie
Bekannt und anerkannt ist, dass speziell Hunde gegen Depressionen helfen können. Die Krankheitsbilder, bei denen generell Tiere Leiden lindern können ist sehr breitgefächert. Je nach Tier und Klientel, gibt es dabei verschiedenste Therapieansätze, die im Ganzen das allgemeine Ziel verfolgen, den gesundheitlichen Zustand des Menschen zu unterstützen, was wie folgt zusammengefasst werden kann.
Therapie mit Tieren und ihre Ziele:
- Erhalt bis Wiederherstellung emotionaler, kognitiver und körperlicher Funktionen
- Gezielte Förderung von Fähigkeiten und Fertigkeiten
- Steigerung des individuellen Befindens
- Verbesserung der Gemütslage
- Stärkung des Selbstbewusstseins
- Förderung von Kommunikation und soziale Interaktion
- Wahrnehmungsschulung
- Konzentrationstraining
- Stärkung des Verantwortungsbewusstseins
- Sammeln positiver Erlebnisse
- Allgemeiner Stressabbau
Im therapeutischen Rahmen der Mensch – Tier – Beziehung konnten unterschiedliche positive Beobachtungen gemacht werden. Die allgemeine Stressreduktion durch Tiere bewirkt beispielsweise, dass Blutdruck und Puls des Menschen gesenkt werden, wodurch eine beruhigende Wirkung eintritt. Die geförderte Entspannung hat zur Folge, dass die geistigen Fähigkeiten von älteren Menschen verbessert werden und die Gedächtnisleistung zunehmen kann. Die Kontaktbarriere zu Tieren ist leichter zu überwinden und meist sind die Hemmungen geringer mit Tieren zu sprechen, was förderlich für die Behandlung von Sprachstörungen und dem Aufbau einer Vertrauensbeziehung sein kann.
Getreu dem Motto „Hund tut gut“ tritt im Mensch – Tier – Kontakt eine Besserung bei depressiven Verstimmungen ein. Was ebenfalls häufig beobachtet wurde, ist die Anhebung der allgemeinen Motivation – schließlich bringt das Tier eine Aufgabe und Verantwortung mit sich. Die Arbeit mit Menschen mit Einschränkungen zeigt vielfach in der Tiertherapie eine verbesserte Fein- und Grobmotorik und bringt oftmals erhöhte Reaktionsfreudigkeit und Lernfreudigkeit mit sich.
Was unterscheidet den Menschen vom Tier
Tiere müssen besondere Eigenschaften haben, wenn sie im therapeutischen Rahmen eingesetzt werden können und sie dazu befähigt, den seelischen und körperlichen Zustand von Menschen verbessern zu können. Doch was macht diese Besonderheit aus und was unterscheidet den Menschen vom Tier?
Auf genetischer Ebene gibt es kaum Unterschiede, welche die Biologie feststellen kann. Also macht es rein biologisch kaum Sinn, den Menschen vom Tierreich zu trennen. Körperlich gibt es jedoch eklatante Unterschiede. Zwar kann der Mensch seinen Körper vielfältig benutzen, ist aber den Tieren in keinem Gebiet überlegen. So kann er nicht klettern wie Katzen oder Affen, kann nicht fliegen wie ein Vogel oder rennen wie ein Leopard.
Tiere verfügen in ihrer jeweiligen Art über spezielle Fähigkeiten und komplexe Kommunikationswege, die ihnen allesamt von Natur aus gegeben sind. Sie sind hochintelligent auf ihre Weise und dienen dem Erhalt des Lebens – auch wenn mancher Mensch in seinem „Krone-der-Schöpfung-Egozentrismus“ Gegenteiliges glaubt.
Heute wissen wir, dass auch Tiere – möglicherweise nicht alle – über Mitgefühl und einen Gerechtigkeitssinn verfügen können. Was Tiere aber markant von uns „zivilisierten“ Menschen unterscheidet, ist im Kern ein wichtiger Punkt. Die Filter, mit denen wir durchs Leben gehen, haben Tiere nicht. Sie unterscheiden nicht zwischen dick/dünn, arm/reich, gut/schlecht oder schön/hässlich. Sie stellen keine Bedingungen an uns Menschen, wohingegen wir unsere Kinder – meist unbewusst – in Verhaltensweisen lenken, wodurch sie ihre Bedürfnisse beginnen zu unterdrücken.
Die „Wenn-Dann-Kommunikation“ ist einer der Hauptpfeiler in der Erziehung. „Wenn du dich heute richtig gut anstrengst in der Schule, fährt Papa mit dir ins Fußballstadion!“ oder „Wenn du in der Klassenarbeit eine gute Note schreibst, dann hat Mama eine tolle Überraschung für dich.“ Wir lernen kaum Bedingungslosigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern eher Vergleich, Konkurrenz, Leistungsdenken und viele weitere Glaubensmuster, die letzten Endes in egozentrischem Verhalten und einer Ich-bezogenen Gesellschaft münden.
Tiere hingegen begegnen uns ohne Bedingung, sie nehmen wahr, was ist. Natürlich brauchen sie Essen, Liebe, Zuneigung, Ruhe oder Aufmerksamkeit, was aber einfach grundlegende Bedürfnisse von Lebewesen sind, die fern von egoistischem Bezug befinden.
Tiere kritisieren und verurteilen nicht
Speziell Menschen mit psychischen Problemen – bis hin zu Bindungstraumatisierungen – leiden unter den Folgen zwischenmenschlicher Enttäuschungen, Ausübung von Kritik, Missachtung, Verrat oder anderen seelischen Verletzungen.
„Tiere sind die besten Freunde. Sie stellen keine Fragen und kritisieren nicht.“
Mark Twain
In einer Studie1 der „British University of Columbia“ wurde aufgezeigt, dass bereits einmaliger Kontakt von 10 Minuten mit Hunden zu einer Steigerung des Oxytocin – Levels im Blut führt. Oxytocin als Hormon, stärkt soziale Bindungen und ruft in uns ein Gefühl von Geborgenheit hervor – es wirkt stimmungsaufhellend und Stress reduzierend.
Die Forscher hoben den Aspekt hervor, dass die Hunde in den allermeisten Fällen einfach nur geliebt werden, oder Liebe geben wollen ohne Bedingungen. Weder kritisieren Tiere uns, sie begehen keinen Verrat oder beurteilen weder unsere Fähigkeiten, noch unsere Verhaltensweisen. Sie nähern sich unvoreingenommen und akzeptieren den Menschen ohne vorher zu bewerten.
Die Vorteile der Mensch-Tier-Beziehung
Tiere scheinen einen geheimen Zugang zur Seele des Menschen zu finden. Sie erfragen nicht unseren Sozialstatus, gehen nicht nach Schönheit und sonstigen Oberflächlichkeiten. Sie reagieren sehr fein und direkt auf die ihnen entgegengebrachten Signale von Freude, Liebe oder auch Traurigkeit. Tiere schenken uns ihr Vertrauen und sind ebenso vertrauenswürdig. Sie sind dazu in der Lage, uns Nähe, Sicherheit und Geborgenheit empfinden zu lassen – in vielerlei Hinsicht motivieren sie zum Leben.
Ihre Anwesenheit wirkt sich auf alle möglichen Erfahrungs- und Lernebenen des Menschen aus:
- Körperlich
- Energetisch
- Seelisch
- Beziehungsebene
- Persönliche Entwicklung
Jeder Tierhalter kennt die Situation, sobald er sich für ein Tier entschieden hat. Auf körperlicher Ebene kann es kribbeln, wir spüren Wärme oder andere positive Körperreaktionen. Energetisch fühlt sich das Haus/ die Wohnung/ der Raum anders an – eine neuartige Schwingung kehrt ein. Seelisch sind wir mit Freude erfüllt und auf der Beziehungsebene beginnen wir den Kontakt zu unserem neuen Familienmitglied herzustellen. Längerfristig beeinflusst diese Beziehung auch unserer persönliche Entwicklung – sofern wir bereit sind uns der wahren Verantwortung zustellen.
Das Gefühl, gebraucht zu werden
Wir suchen nach innerer Zufriedenheit und Erfüllung in unserem Leben. Damit dies gelingt brauchen wir etwas, mit dem wir einen Sinn verknüpfen und Aufgaben verantwortlich übernehmen können. So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so verschieden geben wir auch unserem Leben Sinnhaftigkeit. In einer verkopften Welt wie der unseren, in der wir Menschen oft nur rotieren und uns in unserem Hamsterrad selbst vergessen, geht dieser Sinn schnell unter oder vielleicht auch verloren. Tiere können maßgeblich dazu beitragen, ein Stück weit wieder einen Sinn in unserem Leben zu sehen, denn wir bekommen durch sie eine Aufgabe – wir bekommen das Gefühl, gebraucht zu werden.
Gerade ältere Menschen, die nach Jahren aus ihrem Beruf gehen, kranke Menschen, die viel zu Hause sind oder Eltern, deren Kinder aus dem Haus gehen, erfahren eine Bereicherung, nachdem ein Tier in ihr Leben tritt. Ein Haustier kann eine zusätzliche Motivation für kranke Menschen sein, wieder auf die Beine zu kommen und mehr an seiner Gesundheit zu arbeiten – vergleichbar mit Kindern, die umsorgt werden müssen.
In einer Studie2 von 2016 zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Heimtierbesitz und menschlicher Gesundheit bei älteren Menschen in Deutschland, stellte man fest, dass Tiere – speziell Hunde – den Heimalltag der älteren Menschen sichtlich bereichern. Die Bewohner bekamen durch die Tiere Bindungserfahrungen, eine Aufgabe und Gesprächsstoff, was zu ihrer mentalen Gesundheit maßgeblich beitrug und der Heimatmosphäre Lebendigkeit einhauchte.
Viele Tierhalter haben auch schon erfahren dürfen, dass ihre Tiere ihnen bei Traurigkeit ein hilfreicher Gefährte sind. Sie sind einfach da, kuscheln sich an uns, stupsen uns an oder legen sich zu uns und signalisieren wortlos, dass wir damit nicht allein sind. Allein ihre Gegenwart oder ihre Berührung reichen oft schon aus, um uns zu beruhigen und Trost zu spenden.
Mehr Bewegung und soziale Integration durch Haustiere
Den inneren Schweinehund zu überwinden ist für uns oft schwer. Meistens brauchen wir einen Grund dafür, uns zu bewegen. Mit Tieren an unserer Seite kommen wir da nicht mehr drum herum – es gibt keine Ausreden mehr. Unsere Hunde brauchen Bewegung, Ausgang und müssen ihr Geschäft erledigen. Unsere Pferde wollen bewegt werden und werden sogar krank oder nehmen an Gewicht zu, wenn sie keine Bewegung bekommen. Mit ihnen ist die tägliche Bewegung gesichert, was unserer Seele und unserer Gesundheit ebenfalls guttut.
Hier spielt eine wichtige soziale Komponente mit hinein. Mit Hund findet sich beim Spaziergang im Park oder am See ganz schnell ein Gesprächspartner. Wir haben direkt ein Thema, über das wir in Kontakt kommen können. Halten wir unsere Pferde in einem Gemeinschaftsstall, treffen wir automatisch auf Gleichgesinnte, kommen in Austausch und knüpfen Kontakte. Es finden sich Freundschaften oder regelmäßige Bekanntschaften, mit denen auch mal ein gemeinsamer Ausritt möglich ist.
Vorsicht! Ein Tier sollte nicht als Instrument genutzt werden, was zur Kompensation innerer Leere oder schlechter Gefühle dient. Ein Lebewesen sollte aus einer inneren Freiheit in unser Leben treten und nicht, weil wir es brauchen oder wir daraus einen Nutzen ziehen. Ist letzteres der Fall, empfiehlt es sich eher in Begleitung eines Therapeuten an diesen Gefühlen zu arbeiten – denn ist der Mensch krank, wird oftmals auch das Tier krank!
Tiere für Kinder
Kinder können im Umgang mit Tieren nicht nur die Liebe zu ihnen erfahren und lernen, sondern auch die zu anderen Menschen. Besonders flauschige Lebewesen, die auch Gefühle zeigen, eignen sich für Kinder dazu am ehesten – schließlich zeigen Schildkröten oder Schlangen eher weniger Emotionen. Kinder können zudem durch Tiere früh lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich zu kümmern, was sie für das spätere Leben im sozialen Kontext prägen und bereichern kann. Sie lernen, dass sie gebraucht werden und an ihren Aufgaben wachsen können.
Physische Effekte der Tiere auf Menschen
Auf körperlicher Ebene tragen Tiere dazu bei, dass sich der Stresspegel senkt. Bekanntlich kann Stress krank machen und Tiere erwirken die Reduktion von Stresshormonen, wie Adrenalin und Kortison allein mit ihrer Präsenz. Sie tragen dadurch bereits zur Gesundheitsprävention auf physischer Ebene bei.
Heimtierbesitzer – besonders Hundehalter – seien gesünder laut einer Studie3. Sie gehen weniger zum Arzt, seien fitter und haben eine höhere Überlebenschance nach Herzinfarkten. Das Gassigehen erwirkt bei einem Hundehalter, dass sich Blutdruck und Cholesterinspiegel senken. Dass Tiere helfen Krankheiten zu reduzieren, konnten Wissenschaftler in Australien belegen.
Im Bewegungsapparat kann der Körperkontakt zu Tieren während Interaktionen mit ihnen zu muskulärer Entspannung führen und das Gleichgewicht gestärkt werden. Menschen mit Spastiken erfahren dadurch mögliche Verbesserungen.
Fazit – Hund tut gut!
Fakt ist – Tiere machen uns glücklich und du trägst mit einem Tier in deinem Leben zu deiner Gesundheit bei! Sie unterstützen sowohl die psychische, als auch physische Gesundheit, wie sie in der Salutogenese beschrieben wird. Ihre alleinige Präsenz fördert unsere Entspannung und senkt den inneren Stresspegel. Wir übernehmen mit ihnen eine Lebensaufgabe, tragen Verantwortung und bekommen ein Gefühl von gebraucht zu werden.
In der Tiertherapie haben die Tiere einen Einfluss auf das Erleben von Lebensfreude, Spontanität, Lebendigkeit und Spaß und erzielen damit antidepressive und sogar teils antisuizidale Wirkungen. Sie trumpfen dabei mit der Eigenschaft der Bedingungslosigkeit, mit der sie uns begegnen.
Mal ganz ehrlich – beinahe jeder von uns ist doch schon zig mal bei einem viralen Tiervideo hängen geblieben und durfte sich an den Blödeleien, der Verspieltheit und dem riesigen Niedlichkeitsfaktor unserer tierischen Freunde erfreuen. Eine Freude, die im lebensechten Umgang umso heilsamer auf unsere Psyche wirkt.
1Wirkung von Hunden auf die menschliche Psyche https://www.sciencedaily.com/releases/2018/03/180312085045.htm
2 SOEPpapers – on Multidisciplinary Panel Data Research 2016 https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.530421.de/diw_sp0828.pdf
3Headey, 1999; Headey & Grabka, 2007; Headey, Na & Zheng, 2008
https://www.jstor.org/stable/27734677
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