Ernährung und Bewegung von Pferden im Winter

Ernährung und Bewegung von Pferden im Winter

Das Winterhalbjahr bringt für Mensch und Pferd einige Herausforderungen mit sich – sowohl in der Fütterung, als auch bei der Bewegung.

Wenn Pferde unter natürlichen, arttypischen Bedingungen leben würden, wären Sommer und Herbst der Zeitraum, in welchem sie sich Reserven für den Winter zulegen. Reichhaltige Gräser, Kräuter, Laub und Gehölze, reife Früchte und Samen bringen Energie. Einige Rassen sind evolutionsbedingt prädestiniert – in gewissem Rahmen – Fettreserven anzulegen, dazu zählen vor allem die kräftigeren Pony- und Kleinpferdetypen. Während des Winters werden diese Reserven verbraucht, was bedeutet, dass das rundliche Pferdchen schlank in den Frühling geht.

Die blütigeren Steppen- und Arabertypen sind hingegen kaum in der Lage, sich einen Wintervorrat in Form von Fettreserven anzufressen.

Durch Züchtung  bzw. “Veredelung” wurden die Rassen und somit die Typen vermischt, so dass die klaren Abgrenzungen verschwimmen. Ein Zuchtziel haben jedoch viele Rassen gemeinsam – sie alle sollten möglichst “sparsam im Verbrauch”, also gute Rauhfutter-Verwerter sein, damit sie auch bei vergleichsweise wenig Futter leistungsfähig sind.

An den Jahreszeiten hat sich nichts geändert, Sommer und Herbst punkten mit einem reichen Angebot, im Winter ist Mangel ganz normal. Das Gras ist überständig und welk, die Kräuter sind verblüht, frisches Laub ist kaum mehr zu finden. Nun werden die im Sommer aufgebauten Reserven langsam verbraucht; sowohl die Fettreserven bei denen, die sie einlagern konnten, als auch die Mineralstoffspeicher im Organismus.

Das bedeutet nicht automatisch, dass die winterliche Ernährung grundsätzlich mangelhaft ist. Das gefallene Laub und die Rinden von Bäumen und Sträuchern sowie Knospen und einzelne verbliebene Früchte wie Schlehen und Hagebutten, sind prall gefüllt mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Ölen und Fetten. Wenn Pferde die Möglichkeit haben, selektiv zu fressen, und das Areal groß und ausreichend vielseitig ist, kommt es so nicht zu Ernährungsmängeln.

Bei den Pferden in unserer Obhut können wir immer nur versuchen, diese natürlichen Rhythmen und Bedingungen nachzustellen. Häufig werden diese Rhythmen ignoriert und menschliche Bedürfnisse gewinnen die Oberhand. Uns steht der Sinn nach warmen, gehaltvollen Speisen und dies wird auf die Pferde übertragen. Es gibt reichhaltiges Mash, die Kraftfutterrationen werden erhöht, damit das Pferd nicht friert. Mineralfutter wird durchgehend gegeben. Dadurch hat der Organismus keine Gelegenheit, den natürlichen Ablauf von Auffüllen und Abbauen der Speicher zu durchwandern, was zu Lasten des Stoffwechsels und damit zu Lasten der Gesundheit geht.

Ein weiterer Punkt ist die Bewegung. Im Winter ist Ruhezeit. Weniger rennen, spielen, toben – mehr gemächliches Wandern, Energiesparen, in Ruhe Futter suchen. Je nach Haltungsbedingungen und Bewegungsmöglichkeiten ist es kaum möglich, mehr Bewegung anzubieten, teilweise wird selbst dass erschwert, wenn beispielsweise nach wochenlangen Regenfällen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen und vorher nasse, (möglicherweise) matschige Ausläufe, Paddocks, usw. zu gefährlichen, eisglatten Buckelpisten werden.

Sind die Möglichkeiten zur Bewegung eingeschränkt, muss man seiner Fantasie freien Lauf lassen, um auch bei ungünstigen Wetterverhältnissen vermeiden zu können, dass das Pferd nurmehr gelangweilt herumsteht. Denkspiele, die mehr Kopf- als Beinarbeit erfordern, kleine Tricks, oder Übungen aus der Equikinetik, die nur wenig Raum benötigen, können dabei helfen, dass Pferd und Mensch auch bei widrigsten Verhältnissen Spaß miteinander haben und die Form behalten.

Hat man eine Reithalle oder einen gut drainierten und beleuchteten Platz zur Verfügung, ist es relativ einfach, das Pferd auch im Winter ausreichend zu  bewegen. Wenn das Wetter mitspielt, können winterliche Spaziergänge und Ausritte Pferden und Menschen schöne Erfahrungen bescheren.

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Viele Pferde sollen auch im Winter ihre Kondition nicht verlieren, damit sie fit in den Frühling geht, bereit für die nächste Turniersaison o. ä., wird weiterhin regelmäßig gearbeitet. Da ist dann eine leistungsbezogene Fütterung unerlässlich. Selbiges gilt für Schulpferde, die den Reitschülern auch im Winter zur Verfügung stehen müssen und so ihr tägliches Futter verdienen.

Als Pferdebesitzer ist man, wie so oft genötigt, einen gesunden Mittelweg zu finden, damit sowohl die menschlichen Bedürfnisse, als auch die der Pferde in Einklang gebracht werden können.

Als Grundfutter sollte immer Heu in guter Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung stehen, erzwungene Fresspausen vermeidet man – dem Pferd zu Liebe – besser. Hat das Pferd stets die Möglichkeit, Heu nach eigenem Bedarf zu fressen, ist das die beste Grundlage für eine gesunde Verdauung und einen funktionierenden Stoffwechsel. Heunetze verlängern die Fressdauer, es empfiehlt sich jedoch, einen Teil der Ration lose anzubieten. Mischt man Stroh unter das Heu, wird die Fresszeit weiter verlängert. Stroh ist weniger gehaltvoll als Heu. Einen Teil der Rauhfutter-Ration mit Stroh zu decken ist besonders bei leichtfuttrigen Pferden vorteilhaft; beim Großpferd geht man von rund 2 Kg pro Tag aus. Bieten es die örtlichen Gegebenheiten (und die organisatorischen Möglichkeiten) an, so kann das Einrichten mehrerer Futterplätze, an Stelle einer großen Heuraufe, einen Bewegungsanreiz bieten.

Wer die Option hat, kann auch im Winter (ungiftige) Gehölze anbieten. Dazu verschiedene Kräuter oder Kräutermischungen runden die Fütterung ab. Gehölze und Kräuter enthalten viele Mikronährstoffe. Dazu kommen noch ätherische Öle, sekundäre Pflanzenstoffe, Saponine u. v. m. – der winterliche Futterplan kann so recht bunt und vielseitig gestaltet werden. Glücklich ist, wer die Gegebenheiten hat, Kräuter, Gehölze und Laub während der Vegetationsperiode zu sammeln, zu trocknen und für den Winter aufzubewahren.

Pferde die im Winter weiterhin gearbeitet und trainiert werden, benötigen möglicherweise mehr als “nur” Heu. Da sollte eine leistungsbemessene Kraftfutterration nicht fehlen.

Da es kaum möglich ist, den natürlichen Wechsel von sich füllenden und leerenden Mineralstoffspeichern zu kontrollieren, ist ein gutes Mineralfutter im Anbieteverfahren sinnvoll. Hier könnte Naturmoor eine gute natürliche Versorung unterstützen. Pflanzenbasierte Mineralstoffversorgung gibt dem Organismus alles was er benötigt, z. B. in Form es Phytomineral-Komplex. Mit Hagebuttenpulver, Hanfpulver, Gerstengraspulver und weiteren natürlichen Kraft-Pflanzen. Das Pferd kann auf diese weise selber entscheiden, ob gerade Bedarf besteht, oder eben nicht.

Salz sollte dem Pferde im Winter wie im Sommer in zur Verfügung stehen.

Ein Trugschluss ist die Annahme, dass Pferde im Winter weniger Wasser benötigen, als im Sommer. Durch das Fressen von hauptsächlich trockenen Futtermitteln, steigt der Wasserbedarf bei manchen Pferden sogar an – im Vergleich zur Weidesaison, während der ein guter Teil des Flüssigkeitsbedarfs schon über das frische Grün gedeckt wird. In besonders kalten Wintern ist es unter Umständen eine Herausforderung, das Wasser dauerhaft eisfrei zu halten. An einer kleinen Eisschicht auf dem Wasser stören sich die wenigsten Pferde, doch ein komplett vereister Trog und dadurch zu weniges Trinken kann Koliken verursachen. Daher sollten die Tränken regelmäßig kontrolliert und von Eis befreit werden. Es gibt viele praktische (und günstige) Lösungen, damit das Wasser eisfrei bleibt. Pferde mit Magen-, Darm- oder Zahnproblemen verweigern kaltes Wasser, da es unangenehm ist; diesen muss mehrmals täglich lauwarmes Wasser angeboten werden.
Wassermangel kann, auch im Winter, zu Dehydrierung mit Gefahr von Beeinträchtigungen der Nierenfunktion führen und auch Koliken auslösen.

Ältere Pferde oder Pferde mit verminderter Fähigkeit zur Nährstoffaufnahme, benötigen mehr Grundfutter damit sie nicht zu sehr abbauen. Ein paar Kilo Fett im Winter zu verlieren, ist für einige Pferde kein Problem – für manche sogar vorteilhaft – der Verlust von Muskelmasse sollte möglichst vermieden werden. In solchen Fällen hat sich das Zufüttern von Esparsette-Cobs und Heucobs bewährt, um die Ration zusätzlich aufzuwerten.

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