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Oder auch: Hirschlausfliegen – attackierende, bissige Plagegeister.
Im Sommer treiben Zecken ihr Unwesen – doch mittlerweile breitet sich ein weiterer blutsaugender Parasit bei uns aus – die Hirschlausfliege. Vielen ist dieser fiese, kleine und oft als “fliegende Zecke” bezeichnete Plagegeist noch unbekannt. Ursprünglich hat es dieser Parasit auf Wildtiere abgesehen, wie es der Name schon sagt, aber auch Menschen, Hunde, Katzen und Pferde zählen zu den Opfern. Wenn man im Fell seines Tieres plötzlich eine “kleine Spinne” entdeckt, die blitzschnell im Fell untertaucht, dann ist es ziemlich sicher eine Lausfliege.
Hirschlausfliegen – bissige Waldbewohner
Hirschlausfliegen (Lipoptena cervi) zählen zu den Ektoparasiten. Bekannt ist diese Lausfliegen-Art schon lange und auch bei Ötzi, der mehr als 5000 Jahre alten Gletschermumie aus dem Ötztal, wurden Reste von Hirschlausfliegen gefunden. Das Verbreitungsgebiet der Hirschlausfliege, kurz HLF, erstreckt sich von Europa über Skandinavien bis hin nach Nordchina und in den letzten Jahren breitete sich dieser Parasit vermehrt in Deutschland aus. Das lässt sich leicht erklären, denn Hirschläuse benötigen einen milden Winter für die Entwicklung ihrer Larven und nach einem anschließenden warmen und trockenen Sommer attackieren diese Parasiten ihre Opfer in besonders großer Zahl.
Steckbrief
Hirschlausfliegen haben sechs Beine, gehören zu den Fliegen und haben eine Größe von 5-6 mm. Sie ernähren sich vom Blut ihres Wirtes.
Die Haupt-Schwärmzeit der Hirschlausfliege ist vorwiegend von Spätsommer bis in den Herbst. Dabei ist die HLF ein schlechter Flieger. Maximal 50 Meter kann die Fliege auf der Suche nach einem Wirt zurücklegen.
Gelandet um zu bleiben
Auf ihre Opfer lauern Hirschlausfliegen meistens im Schwarm und bevorzugt im Wald oder in Waldnähe, wobei diese fliegenden Parasiten immer nur in kleinen und vom Wild frequentierten Gebieten anzutreffen sind. Rehe, Wildschweine und weitere Waldbewohner gehören zu den natürlichen Opfern – aber auch Hunde, Pferde, Katzen und Menschen werden bei günstiger Gelegenheit überfallen.
Wenn eine Hirschlausfliege auf ihrem Opfer gelandet ist, erinnert sie an eine Stubenfliege. Kurz danach wirft das Weibchen ihre Flügel ab, um zu bleiben und im Fell als flugunfähiger Parasit zu leben. Die Hirschlaus erinnert nun an eine Zwergspinne und taucht blitzschnell im Fell ihres Opfers unter. Diese kleinen Biester können sich sehr flink und ungesehen flach auf der Haut unter Fell und Haaren fortbewegen. An passender Stelle krallen sie sich mit ihren Widerhaken fest, um zuzustechen und ihre erste Blutmahlzeit zu saugen. Circa 20 mg Blut saugen Hirschläuse bei jeder 15 bis 20 minütigen Mahlzeit.
Hirschlausfliegen können sich im Fell des Wirtes bis zu 13 Monate einnisten. Sie ernähren sich vom Blut und vermehren sich. Ihre Nachkommen kommen als lebende Larven zur Welt und überwintern dort im Erdreich, wo sie fallengelassen werden. Frost vertragen sie nicht so gut.
Beim Menschen fliegen Hirschlausfliegen bevorzugt den Nacken an, während sie bei Hunden und Katzen besonders gerne hinter den Ohren, an den Schenkelinnenseiten und im Bereich der Rute sitzen.
Bei Pferden mögen sie es besonders unter der Mähne, am Schweifansatz und an den Schenkelinnenseiten. Die meisten Pferde reagieren panisch und sind kaum zu beruhigen. Für Pferd und Reiter ist eine Begegnung mit der HLF eine besondere Gefahr.
Vorbeugende Maßnahmen
Die Hirschlausfliege ist kaum erforscht. Studien gibt es wenige und zur Prophylaxe ist nichts zu finden.
- Hirschlausfliegen auf Opfersuche sind weitgehend standorttreu. Das bedeutet, wer einem Schwarm mit Hund oder Pferd begegnet, kann ihm schnell entfliehen und sollte diese Stelle bis zum Frost meiden.
- Berichten zufolge sollen ätherische Öle, auf das Fell gesprüht, bei der Abwehr helfen.
- Kieselgur im Fell verteilt soll Lausfliegen das Leben schwer machen. Beweise fehlen.
- DMSO, über das Futter gegeben, wäre eine mögliche Prophylaxe. Bei Zecken ist die abschreckende Wirkung bekannt – bei der HLF fehlen noch Erfahrungsberichte.
Hunde und Katzen: Verdünnung, je nach Größe des Hundes (1⁄2 bis 1 Teelöffel täglich ins Futter). DMSO 99,9%ig muss mit Wasser verdünnt werden (Braunglausflasche benutzen). Bei einem mittelgroßen oder großen Hund verwenden Sie DMSO auf 50% verdünnt oder bei Katzen oder kleinen Hunden 20-30%. Bei der Verdünnung gibt es eine Wärmereaktion. Die Verdünnung ist nach dem Erkalten anwendbar. - DMSO kann auch vorbeugend auf das Fell gesprüht werden: 3 EL DMSO auf 1 Liter Wasser.
- Andirobaöl hat eine repellente Wirkung gegen Mücken, Zecken und Flöhe. Man verreibt einige Tropfen des Öls zwischen den Handflächen und durchstreicht das Fell vom Tier.
Tipp
Die Antiparasitenmittel vom Tierarzt (Spot Ons, Halsbänder, Tabletten) sollte man tunlichst meiden. Es handelt sich dabei in der Regel um schädliche Neurotoxine, die dem Tier sehr schaden können.
Symptome eines Befalls
Pferde reagieren meist schon beim Anflug der Hirschlausfliege unruhig, nervös bis panisch, Fliegendecken können vorbeugend helfen. Auch Hunde werden unruhig bis panisch. Viele Tiere verweigern es weiterzugehen.
An Hirschlausfliegen sollte man denken, wenn ein Tier…
- plötzlich nervös, unruhig und panisch reagiert.
- plötzlich hektisch nach hinten schaut.
- hektisch anfängt zu lecken, zu kratzen oder ins Fell zu beißen.
“Hunde, die von Hirschlausfliegen gebissen werden, drehen sich meist panikartig nach hinten, Richtung Rute.”
-Hundetrainer Martin Rütter-
Maßnahmen bei einem Befall
Mit der Hand lassen sich Hirschlausfliegen schwer fangen. Die kleinen Blutsauger sind im Fell gut getarnt und blitzschnell. Aber keine Panik, Hirschläuse sind im Fell trotzdem gut zu erwischen – wesentlich einfacher als Flöhe.
Helfen kann:
- Ein feiner Kamm, zum Beispiel ein Flohkamm, ist sehr gut zum Fangen der Hirschlaus geeignet. Gefundene HLF kann man einfach mit den Fingern zerquetschen.
- Baden, Duschen oder Abspritzen hilft, Hirschlausfliegen aus dem Fell zu spülen. Vorsicht bitte bei überhitzten Tieren.
- Ein breites, starkes Klebeband (Panzertape), mit der Klebeseite nach außen um die Hand gewickelt, kann die Fliegen im Fell fangen.
Mögliche Folgen eines Hirschlausfliegen-“Bisses”
Den Stich, oder auch umgangssprachlich Biss, erleben viele Menschen als äußerst schmerzhaft, andere wiederum bemerken ihn nicht. Es kann sich ein juckender Ausschlag bilden und der Stich der Hirschlaus kann Auslöser einer Dermatitis, einer allergischen Rhinokonjunktivitis oder sogar eines anaphylaktischen Schocks sein. Es wird vermutet, dass Bartonella schoenbuchensis beim Menschen schwere Entzündungen des Herzens auslösen kann.
Für Tiere ist der Stich der Hirschlausfliege besonders schmerzhaft und unangenehm und kann schmerzhafte Schwellungen, heftigen Juckreiz, Pusteln, Entzündungen und letztendlich eitrige Hot Spots auslösen.
Bakterium Bartonella schoenbuchensis – die eigentliche Gefahr
Lt. Studie zur Hirschlausfliege (Lipoptena cervi):
“Die Spezies sind Vektoren zahlreicher Pathogene, einschließlich Bartonella schoenbuchensis , Borrelia burgdorferi und Anaplasma phagocytophilum.”
Wie gefährlich der Stich der Hirschlausfliege tatsächlich ist, muss noch weiter erforscht werden.
Nachgewiesen wurde: Das Bakterium Bartonella schoenbuchensis löst bei Hirschen und Rehen Fieber und eitrige Ausschläge (Hot Spots) im Fell aus. Und auch bei unseren Haustieren (Pferde, Hunde, Katzen) kann es diese Erkrankungen auslösen.
Behandlungsmöglichkeiten nach einem “Biss”
Um Reaktionen wie Juckreiz, Pusteln und Entzündungen zu verhindern, sollte die Stelle möglichst schnell behandelt werden.
Erstbehandlung mit DMSO
Eine wirksame schnelle Erstbehandlung wäre das punktuelle Betupfen der frischen Stichstelle mit unverdünntem oder 70%igen DMSO (Dimethylsulfoxid). Je schneller diese Behandlung erfolgt, desto besser ist die Wirkung. DMSO wirkt antientzündlich und schmerzlindernd – DMSO lindert Juckreiz, Schwellung und Schmerzen.
Mit dem Lösungsmittel DMSO sollte immer sorgsam umgegangen werden, sämtliche Hinweise sollten beachtet werden. Wichtig: sauber arbeiten, saubere cremefreie Haut, unbedeckt mindestens 20 Minuten einziehen lassen, kein Kontakt mit Kunststoffen oder lösungsmittelunbeständigen Flächen.
Eine sinnvolle anschließende Behandlung
Das mehrmals tägliche Auftragen von Wasserstoffperoxid 3%ig (alternativ auch CD oder CDS) und anschließend DMSO 50%ig (halb Wasser/halb DMSO) hat sich schon oft bewährt.
Behandlung eines Hot Spots
Ein Hot Spot ist eine oberflächliche punktuelle heiße Entzündung der Haut und verursacht Juckreiz und Schmerzen. Insektenstiche können Auslöser eines Hot Spots sein. Lecken und Kratzen aufgrund des Juckreizes verursachen Wunden und bringen eindringende Bakterien – ein Hot Spot entsteht.
Das Lecken und Kratzen an einem Hot Spot sollte unbedingt verhindert werden. Im Notfall bei Hunden und Katzen mit einer Halskrause.
Das Fell sollte um den Bereich der Entzündung mit einer Schere vorsichtig gekürzt werden, um Luft an die Wunde zu bringen und den Lebensraum der Bakterien einzuschränken. Rasieren wäre keine gute Wahl, es wäre schmerzhaft und könnte später durch den Haarwuchs weiteren Juckreiz verursachen.
Bei einem Hot Spot hat sich das Aufsprühen von Wasserstoffperoxid (WPO) 3%ig schon oft bewährt. WPO wirkt sehr gut desinfizierend und antibakteriell. Beispielsweise kann WPO in eine kleine Braunglasflasche mit Sprühaufsatz aus der Apotheke umgefüllt werden.
Über das WPO gesprühtes 50%iges DMSO bringt das WPO in tiefere Hautschichten und verstärkt die Wirkung. Sprühen ist hier aufgrund der Schmerzen immer die erste Wahl.
Auch DMSO kann in eine kleine Braunglasflasche mit Sprühaufsatz aus der Apotheke umgefüllt werden. Dafür sollte die Flasche vor der Nutzung mit etwas reinem DMSO gefüllt werden – dann schütteln, damit alle Kunststoffteile mit DMSO Kontakt haben – dieses DMSO wegschütten. Nun ist diese Flasche verwendbar.
Eine zusätzliche orale Gabe von Chlordioxid ist aufgrund der möglicherweise übertragenen Vektor-Erkrankungen angeraten. Diese kann in Form von CDS/CDL oder der zwei Komponenten Methode nach Dirk Schrader erfolgen. In unseren Infoblättern ist die Anwendung ausführlich erklärt.
Menschen richten sich bitte nach den Protokollen von Andreas Kalcker.
CBD Öl – wirksam bei Schmerzen
Weil eine Begegnung mit der Hirschlausfliege immer mit Schmerzen verbunden ist, besonders wenn sich ein Hot Spot entwickelt hat, sollte auch etwas gegen den Schmerz unternommen werden. Cannabidiol (CBD) bietet sich in diesem Fall an. Ein hochwertiges CBD Öl ist sehr gut verträglich und nicht wie herkömmliche Schmerzmittel mit Nebenwirkungen belastet.
Die Wirkung von CBD Ölen lässt sich kurz beschreiben mit:
schmerzstillend, entzündungshemmend, antibakteriell, angstlösend, beruhigend, krampflösend und allgemein zellschützend.
Als Faustregel rechnet man bei einem 5%igen CBD Öl
2 bis 3 Tropfen pro 10 kg/Kg. CBD kann man nicht wirklich überdosieren.
Katzen
1-2 Tropfen 2,5% CBD, terpenfrei
Hunde
je 10kg 2-3 Tropfen 5% CBD
oder 1-2 Tropfen 10% CBD
Pferde
je 100 kg Körpergewicht 1-2 Tropfen 10% CBD
Das CBD Öl wird am besten in die Backentasche oder unter die Zunge getropft, damit es direkt von der Mundschleimhaut aufgenommen werden kann.
Die kleine Rehlausfliege – der nächste Quälgeist rückt an
Eine weitere lästige Mini-Lausfliegen-Art ist in Europa eingewandert: die kleine Rehlausfliege (Lipoptena fortisetosa). Sie ist mit ihren 2,8 – 3,2 mm nur halb so groß wie die Hirschlausfliege. Diese Minifliege stammt aus Asien und ist bei uns noch nicht so verbreitet, aber auf dem Vormarsch.
Fazit
Hirschlausfliegen sind unangenehme Plagegeister. Wer sie noch nicht kennt, sollte zumindest von ihnen gehört haben und wer sie kennt, erhält mit diesem Artikel viele Erklärungen, Hinweise und Behandlungsmöglichkeiten.
Quellen, Studien und Links
http://www.oegtpm.at/wp/wp-content/uploads/Fachgespraeche_2010.pdf
https://www.atm.de/magazin/die-hirschlausfliege
https://www.praxisvita.de/hirschlausfliege-welche-folgen-ein-biss-fuer-tiere-und-menschen-haben-kann-20014.html
Molecular characterization of Lipoptena cervi from environmental samples collected in Poland
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2213224420301152
Molecular detection of Bartonella spp. in deer ked (Lipoptena cervi) in Poland
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29037227/
Keds, the enigmatic flies and their role as vectors of pathogens
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32447028/
Isolation of Bartonella schoenbuchensis from Lipoptena cervi, a Blood-Sucking Arthropod Causing Deer Ked Dermatitis
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC525279/
Comparison of Skin Lesions Caused by Ixodes ricinus Ticks and Lipoptena cervi Deer Keds Infesting Humans in the Natural Environment
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32397578/
Hirvikärpäsinvaasion seuraukset eläimille ja ihmisille
https://www.semanticscholar.org/paper/Hirvik%C3%A4rp%C3%A4sinvaasion-seuraukset-el%C3%A4imille-ja-Madslien-Ytrehus/c31bd64fd907dbe2bd4aced45a725abf6b8c9356
Asia and Europe: So Distant So Close? The Case of Lipoptena fortisetosa in Italy
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7806436/
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